Die Differenz eine Frau zu sein

Geschichtsforschung und Lehre

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Weder private noch öffentliche Frauen: Das Persönliche ist PolitischMaría-Milagros Rivera Garretas.

Einleitung

In der aktuellen Zeitgeschichte und Politik gibt es ein sehr häufig benutztes Bild, um die offensichtlichen Unterschiede zwischen der menschlichen, weiblichen Erfahrung und jener der Männer zu interpretieren und zu erklären. Es ist das Bild der "öffentlichen und der privaten Sphäre". Es wird gesagt, dass sich die Geschichte und die Politik der Männer in der öffentlichen Sphäre entwickelt, wohingegen die Frauen auf die relative Unsichtbarkeit des Privaten reduziert bleiben. Dieses Bild wird heutzutage weiterhin ohne Kritik benutzt, obwohl wir Frauen in allen Orten der sogenannten öffentlichen Sphäre anwesend sind, in denen wir sein wollen, und trotz der ironischen Aussage der grossen Anthropologin Margaret Mead, die sie vor langer Zeit, 1935, schrieb: "Die Männer machen, was sie wollen, sogar wenn sie Puppen in einer Zeremonie anziehen, wird das wie von großem Wert erscheinen."”. Mit diesem Satz machte Margaret Mead die vorausgesetzte Wichtigkeit des Öffentlichen lächerlich, indem sie zeigte, dass das, was von Relevanz war, in Wirklichkeit das war, was die Männer machten, egal was es war.

Um die erschaffenen Interessen zu erforschen, welche die Dichotomie und Antinomie des Öffentlichen/Privaten aufrechterhalten, untersucht die Historikerin Gerda Lerner seine Ürsprünge, und entdeckte, dass die Antinomie im Denken seit den Ürsprüngen des Patriarchats existiert und ihm zum Zweck dient. Was heißt, dass es ein Bild ist, welches die Geschichte und die Politik erklärt, das aber weniger zu Diensten der Wahrheit als eher zu Diensten der Interessen einiger Männer und gegebenenfalls auch einiger Frauen ist, um dieses historisches System der Herrschaft der Männer über die Frauen aufrechtzuerhalten. Sie zeigte, dass es für das Patriachat grundlegend war, die Frauen in öffentliche und private aufzuteilen, zu den letzteren gehören die Prostituierten: Frauen, die wie so viele öffentliche Männer, wenn auch viel weniger frei als diese, sich für Geld austauschen.

Wie sind wir Frauen in privat und öffentlich aufgeteilt worden? Carole Pateman entdeckte in ihrer Doktorarbeit mit dem Titel "Der sexuelle Vertrag", dass es in den patriachalen Gesellschaften eine grundlegende Abmachung gegeben hat und gibt, die in Wirklichkeit früher, als bis jetzt geglaubt wurde, in der menschliche Gesellschaft getroffen wurde, und früher als Jean-Jacques Rousseau in seinem Gesellschaftsvertrag im 18. Jhdt. erwähnt hatte.

Das wahre grundlegende Abkommen war der sexuelle Vertrag, der aus einem nicht-pazifistischen Vertrag zwischen den heterosexuellen Männern besteht, um sich unter ihnen selbst den Zugang zum fruchtbaren weiblichen Körper aufzuteilen. Darum treten wir Frauen in die sozialen patriachalen Beziehungen mit einem Ballast ein, der Ungleichheit hervorruft, aber glücklicherweise hat das Patriachat weder die ganze Realität besetzt, noch das ganze Leben einer Frau. Dass das Soziale unterbrochen wurde, ist kein Synonym für das Historische, sondern es bezieht sich auf einen Teil des Historischen, jener der von Macht- und Herrschaftsbeziehungen kontrolliert wird. Daher konnte G.F. W. Hegel im 19 Jhdt. schreiben, dass “das Weibliche, die ewige Ironie der Gemeinschaft ist”. Das heißt, dass das Weibliche, das über das Patrichat hinausgeht und es überschreitet, und somit die vorgetäuschte Universalität dieses lächerlich macht.

Die Dichotomie öffentlich/privat hilft daher einen Teil der Geschichte der Frauen zu erklären, das heißt die Geschichte. Dieser Teil ist ihre Ausbeutung durch die Männer, ihre Leiden, ihre Wut über die Vorurteile über das weibliche Geschlecht, eine klare Konsequenz der Geschlechterungleichheit. Aber es dient nicht zur wahren Erklärung über die menschliche weibliche Erfahrung in ihrer Gesamtheit, in ihrer unzertrennbaren Einheit.

Die sexuelle Differenz in der Geschichte

Die Dichotomie privat/öffentlich wurde von der politischen Frauenbewegung im letzten Drittel des 20. Jhdts. mit einem Schrei artikuliert, der unermüdlich in den Selbstbewußtseinsgruppen, auf den Flugblättern, in den Veröffentlichungen, auf der Straße,... wiederholt wurde: "Das Persönliche ist politisch!"

Es wurde deshalb artikuliert, weil es eine Dichotomie ist, die das Leben der Frauen unerbittlich verfolgt, obwohl wir uns als Frauen kaum in ihr ( der Dichotomie) wiedererkennen. Da wir Frauen frei und ohne Hierarchien die Werte zwischen den zwei Polen der Dichtomie durchlaufen: zwischen dem Haus und der Straße, zu dem Tisch und der Küche, wo einige von uns Frauen Meisterwerke schreiben, und der Universität, zwischen einer Liebe und der anderen, zwischen dem Garten und der Staatsverwaltung. In Wirklichkeit ist die echte "Parousia" die authentische öffentliche Erscheinung des Menschen, weder die eigentliche im Fernsehen noch die auf den Titelseiten der Zeitungen, sondern die, welche jedes Kind beim Verlassen des Mutterleibes im Moment der Geburt macht indem es auf die Welt kommt.

Es ist sehr interessant zu bemerken, dass die symbolische Erfindung "Das Persönliche ist politisch" sich nicht darauf begrenzte die alte Dichotomie umzukehren, indem gesagt wird: “Das Private ist das Öffentliche”. Es ist deshalb eine authentische Entdeckung des Sinns: es begrenzt sich nicht darauf, die Begriffe der Antinomie zu vertauschen, wie es eine Revolution machen würde, sondern das es sich an einem Ort jenseits von allem situiert, fast unvorhergesehen, was der Ort der Freiheit ist.

Das Persönliche ist jedoch nicht unmittelbar das Politische, in jeder historischen Umgebung ist es wichtig, Vermittlungen zu finden, die aus dem Persönlichen das Politische machen. Zum Beispiel haben die "Reality Shows", obwohl sie unverschämt persönlich sind, wenig bis sehr wenig politischen Sinn, deswegen müssen sie bis zum Überdruss wiederholt werden, als ob in ihnen etwas gesucht werde, das unsere Welt braucht und nicht findet. Das, was wir suchen, ist genau die Vermittlung, die aus dem Persönlichem etwas Politisches jetzt und hier im gegenwärtigen Beziehungskontext macht. Es ist diese Vermittlung oder Vermittlungen, die uns frei macht und den schrecklichen Mechanismus der Wiederholung zerstörrt.

Eine Vermittlung ist etwas, das zwei Dinge in Beziehung bringt, die es vorher in keiner Beziehung gab. Wie es der Einsatz macht, indem er zwei Stoffstücke, die bis dahin getrennt waren, verbindet, und so etwas Neues schafft. Die Texte der Marquise Dhuoda, der Kanonika Hrotsvitha de Gandersheim und die Königin Isabel I von Kastilien, die ich präsentiert habe, sind Beispiele von historischen Vermittlungen, die ein jedes in seinem Kontext es schafften aus dem Persönlichen Politisches zu machen.

Dhuoda fand, indem sie ein Buch für die Erziehung ihrer Söhne Guillermo und Bernardo schrieb, die Vermittlung, die sie erneut in Verbindung mit den Kindern brachte, als ihr diese vom Vater entrißen wurden, der sie zum karolingischen Hof brachte, um sie in seinen Machtkämpfen zu benützen. Auf diese Art vermittelte das Buch zwischen ihr und dem imperialen Hof, zwischen ihrer intimsten und persönlichen Liebe und dem, was die Männer ihrer sozialen Klasse, der Aristokratie, unter Politik verstanden. So gab sie der Politik einen anderen Ton und Sinn: einen liebevollen und keinen gewalttätigen Sinn. Dhuoda schreibt als Mutter ihren Söhnen ein Beispiel mit Metaphern wie den Würfelspielen und der Spiegel, dem sie folgen sollen. Der Kern der Beispiel ist die Aufmerksamkeit auf die Beziehung, die Geistigkeit und auf das Leben, nicht auf den Krieg. Das Beispiel das Dhuoda ihren Kindern vorschlägt, ist eine Instanz der anderen Politik, die wir, einige oder viele, im Feminismus die Politik der Frauen nennen.

Hrotsvitha entdeckte im 10 Jhdt. mit ihrer Ironie, in der sie Meisterin war, das Innerste des Patriachats und den sexuellen Vertrag, der es aufrecht erhält: Der Imperator Adriano anerkennt das sehr ernsthaft, wohingegen die Autorin, die Expertin in Lachsalven war, über ihn lacht, weil der Staat in Gefahr sein soll, wenn die verheirateten Frauen, die ihre Männer bis zu dem Punkt verachten, dass sie es verweigern mit ihnen zu essen und in ihrem Bett zu schlafen. Das heißt, wenn sich die Verheirateten von der obligatorischen Heterosexualität befreien (nicht von der freien Heterosexualität, die auch existiert). Die Vermittlung, die Hrotsvitha fand, ist, dass das Persönliche der Beziehung Mann-Frau etwas Politisches ist. So wurde das Wort, das mit lauter und lebendiger Stimme auf der Straße ausposaunte Wort, das treffende und wichtige Wort in diesem historischen Moment auf der Straße, der öffentliche und gemeinsame Platz schlechthin, ausgeprochen.

Die Sorgen Isabel I. über die Gesundheit ihrer Beraterin und Hofdame Juana de Mendoza bricht in die Welt des weiblichen Hofs des 15. Jhdts. ein. Diese Höfe und königlichen Häuser bewegten sich in einem eigenen System des Austauschs: ein Austauschsystem, das eines der Gaben war, das kaum an Geld gemessen wurde oder bedeutend war. Die Hofdamen erhielten gewöhnlicher Weise keinen Lohn oder Geld, genausowenig die Herren des Hofs, sondern erhielten Geschenke der Königin, Geschenke in der Form von Stoffen, Schmuck, Kleidungsstücken, Stundenbüchern und andere Wertgegenstände. Dieses Austauschsystem begünstigte die Aufmerksamkeit in jeder einzelnen Beziehung und baute auf das Vertrauen untereinander. Daher glich das Ambiente sehr den Beziehungen, die sich im Haus und im Privaten entwickelten, aber zugleich hatte alles, was am Hof geschah, eine enorme politische Bedeutung. Die Mediävistin Bethany Aram hat in einem hervorragendem Buch gezeigt, das der Königin Juana gewidmet ist und ein historisches Werk und kein erfundenes über die sogenannte Juana die Verrückte ist, dass die königlichen Häuser oder Höfe des 15. und 16. Jhdts. das wichtigste Zeichen für die Fähigkeit zum Regieren für eine Monarchin oder einen Monarchen waren. Falls es die Königin oder Prinzessin nicht schaffte, wie es der Juana I. von Kastillien geschah, ihr Haus zu regieren (und ihre Ehemann Felipe der Hübsche machte es ihr sehr schwer, während er lebte). Das hieß, dass ihr Volk in ihre Fähigkeit das Land zu regieren nicht vertraute. Das Politische hing daher vom Persönlichen ab, die Staatsregierung hing vom Funktionieren des Hauses ab.

Das, was wir Frauen erreichen, wenn wir die Vermittlungen finden, damit das Persönliche politisch ist, ist eine Vertrauensbeziehung zwischen dem, was im Moment als das Politische und dem, was außerhalb dessen bleibt, also das Andere, die Andersheit oder ein Teil von ihr, aufzubauen. Die Andersheit, die an erster Stelle in die Häuser und in das persönliche Leben einer Mutter, oder geringeren Ausmasses in das Leben eines Vaters einbricht, wenn eine Frau ein Kind zur Welt bringt. Oft ist das Andere die freie Weiblichkeit, die auf die Welt in dem historischen Kontext, um den es geht, zu kommen drängt.

Didaktische Anmerkungen

Manchmal in der westlichen Geschichte wird das Andere, die Andersheit, durch gewisse menschliche Gruppen verkörpert, zum Beispiel können das das jüdische oder arabische Volk oder die Zigeuner sein. Heute wird sie von den Äusländern, durch ausländische Immigranten, verkörpert. Hrotsvitha stellte im 10 Jhdt. die Andersheit als freie Weiblichkeit dar, die ins römische Reich durch eine fremde Frau (advena mulier), die Weisheit genannt wird, gelangt und nach Rom kommt, um etwas Anderes zu sagen und es öffentlich predigt.

Es kann nützlich sein, den Text Hrotsvithas von Gandersheim "Sapientia" mit einem Teil des Werkes "La Tumba de Antígona" von Maria Zambrano (1904-1991) in der Klasse zu vergleichen. Beide, Antigona und Maria Zambrano, erlebten ihre Erfahrungen des Ausländerseins und des Exils: das schreckliche Leiden, nicht geben zu können, dass sie nicht als das aufgenommen wurden, als das, was sie mitbrachten und waren; das heißt sie erfuhren den Verlust der symbolischen Existenz, welche die Toleranz mit sich bringt, weil die Toleranz zwar demokratisch anerkennt, aber nicht aufnimmt. Sie öffnet sich nicht dem liebevollen Austausch. In anderen Worten litten sie, weil sie sich im Ankunftsland in einen Anderen verwandelt sahen, von der sie nichts erhalten wollen, einen Anderem, dem sie die politische Substanz verweigern. María Zambrano schrieb:

"Wie ich haben alle im Exil ohne es zu bemerken, die eine oder andere Stadt gegründet. Keine Stadt kommt wie ein Baum auf die Welt. Alle werden eines Tages durch jemanden, der von weither kommt, gegründet. Ein König vielleicht, ein König-Bettler von seinem Vaterland vertrieben und der kein anderes Vaterland will, wie es meinem Vater ging, der von meinen Augen geführt, die schauten und schauten ohne die Stadt der Bestimmung zu entdecken, wo unsere Nische war und uns erwartete. Und dennoch wußte ich schon beim Betreten dieser Stadt sehr genau, obwohl ihre Einwohner sehr ehrfürchtig waren, das Lächeln ihres Königs sehr wohlwollend, dass sie uns den Schlüssel unseres Hauses nicht geben werden. Niemals näherte sich uns jemand sagte: Dies ist der Schlüssel eures Hauses, ihr müßt nur noch eintreten. Es gab Leute, die uns die Tür öffneten, und wir setzten uns an ihren Tisch, und sie bewirteten uns, sogar reichlich. Wir waren Gäste, Eingeladene. Nicht einmal als das wurden wir aufgenommen, was wir waren Bettler, Schiffbrüchige, die der Sturm wie einen Abfall an den Strand schwemmt, der gleichzeitig ein Schatz ist. Niemand wollte wissen, um was wir baten. Sie glaubten, dass wir baten, weil sie uns viele Sachen gaben. Sie beruhigten uns mit Gaben, sie bedeckten uns mit ihrer Güte, als ob sie uns nicht sehen wollten. Aber wir baten nicht darum, wir baten sie uns gehen zu lassen. Da wir etwas trugen, das sie dort, wo es immer auch war, nicht hatten: etwas, was die Einwohner, die Niedergelassenen, keiner Stadt hatten. Etwas, das nur jener hat, der entwurzelt wurde, der Irrende, jener der sich eines Tages ohne allem unter dem Himmel ohne Erde wiederfindet, er, der das Gewicht des Himmels ohne Erde, die ihn stützt, gespürt hat.".

Bilder
Dhuoda, Liber manualis. Zweite Einführung (Incipit liber) des Manuskriptes, das genaueste, das wir haben. Es wurde vom ursprünglichen Buch Dhuodas im 14. Jhdt. kopiert

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Titelseite der Zeitung DUODA

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Kreuzgang der Frauenbenidektinerabtei von San Emmeram en Regensburg oder Ratisbona (Deutschland). 18. Jhdt.

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Abbildung, welche Hrotsvitha von Gandersheim in der Ausgabe ihrer Werke von 1707 darstellt

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Abbildung der Stadt Gandersheim

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Unterschrift der Königin Isabel I. von Kastilien (Valladolid, 19. Januar 1481).

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Jungfrau der Erwartung oder der O. Skulptur 18.-19. Jhdt.

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Plakat der Installation "Entredós" von Elena del Rivero, geniale Interpretation der Vermittlung. Barcelona, 2000.

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Bild der Isabel I. von Kastilien, dargestellt als Catalina de Alejandría, Königin, nach der Schlacht von Toro (1476).

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Pedro Marcuello überreicht Isabel I. ein Exemplar seines "Cancionero" (Liedersammlung), zu seiner rechten vielleicht seine oberste Hofdame

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Bild der Infanta Juana (1479-1555), zukünftige Juana I von kastilien (1504-1555), Tochter und Nachfolgerin der Isabel die Katholische

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