Die Differenz eine Frau zu sein

Geschichtsforschung und Lehre

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Wissen und Macht, Isabel Pérez Molina.
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  • Hexenprozeß gegen Blanca Bardiera. Anonym.

Hexenprozeß gegen Blanca BardieraflechaAnonym.

Signatur
Archivo Capitular de Barcelona, Pía Almoina, Bogen der Kriminalprozesse 1, Prozess Nr. 36 (1578).
Register
Blanca Bardiera, Französin, wird der Hexerei beschuldigt und wird von der herrschaftlichen Justiz angeklagt. Sechzehn Zeugen der Anklage erschienen, die sie beschuldigen, Babys und Leute durch ihre Zaubergetränke und Magie zu töten. Der verteidigende Anwalt stellt vier Zeugen zur Verteidigung vor, welche die gute Lebensführung von Blanca loben. Am 5. Dezember sagt Blanca aus, und zum Schluß des Prozesses wird entschieden Blanca gegen Kaution freizulassen.
Translation

Über die Meinung, dass Blanca Bardiera, Französin, Bewohnerin von Sant Feliu de Llobregat, ein Hexe ist.

[...]

Bertrana de Caubos, Französin, jetzt Bewohnerin von Sant Feliu de Llobregat. Genannte Zeugin und die auf Gott, Unseren Herr, und die vier Heiligen Evangelisten, schwört, etc.

Und befragt über das was die Kurie bittet, sagt:

Geehrter Bürgermeister, das was ich darüber weiß, was ihr mich fragt, ist dass der Lehrer Germán Oriol von dieser Siedlung, mich und Blanca einen Tag lang beschäftigte, um das Unkraut im Getreidefeld zu entfernen. An den Morgen, an dem wir zu dem genannten Feld gegen mußten, um das Unkraut zu entfernen, gingen die genannte Blanca und ich am Weg, ich ging vorne, und ich hatte die Vermutung, dass die genannte Blanca etwas mit ihren teuflischen Kräften in meinen Körper gab, denn plötzlich schmerzte mein ganzer Körper sehr, besonders das Herz, das mir vergiftet vorkam, obwohl es vorher sehr gut war. Und den ganzen Tag konnte ich nicht arbeiten, auch nicht in den vier ein halb Monaten vorher, auch konnte ich nichts essen. So sehr, dass die genannte Blanca eines Tages an meine Tür klopfte und mir sagte: "Frau Bertrana, kommen Sie hierher". Und ich kam, ich kam mit ihr, und sie sagte mir, ob ich geheilt sei, und ich sagte ihr nein. Und sie sagte mir ob ich gegessen habe, und ich sagte ihr, dass ich nicht essen konnte. Und dann trat sie ins Haus ein und suchte einen Topf, und sie brachte mir vom genannten Topf zwei Portionen, die nicht wie Brotsuppe aussah, ich wußte es selbst nicht, was das sein könnte. Und sie sagte mir, dass ich jene essen soll, und ich sagte ihr, dass ich das nicht will, dass ich sie nicht essen konnte. Und sie sagte mir, dass ich es doch gut essen könnte, dass sie sehr gut seien. Und ich hatte Angst, dass sie mich töteten und traute mich nicht sie zu essen, und sie erwiderte mir, dass ich ihr vertrauen sollte, wenn ich sie esse, werde ich sofort geheilt sein. Ich zweifelte ein bisschen ob ich sie essen soll, und dachte mir, ich kann nicht mehr als einmal sterben, und falls es mich tötet, dachte ich, würde es mich nicht gleich töten, dass ich Zeit hätte zu beichten, und ich könnte auch sagen, dass sie mich vergiftet hat. Und nachher, mit der Fingerspitze getraute ich mich es zu berühren, und nahm damit das, was im Topf war, dass keine Fleischsuppe war, sondern dickflüssig war. Und ich mit vier oder fünf Fingerspitzen hörte ich auf, und als ich aufgehört hatte, kam es mir vor, als hätte es den Geschmack von guten Kräutern, besonders Thymian. Und als ich aufgehört hatte, ging es mir gut und es kam mir vor, dass ich keinen Schmerz mehr hatte. Und dann dachte ich und glaubte, dass sie es nur auf teuflische Art und Weise machte, da sie mir den Schmerz schon vorher kommen ließ, und mit jenen Suppen ging er vorbei. Und als das schlechtere Zeichen erschien mir jenes der Suppen als das andere, weil ich von dem anderen oft dachte, dass es den Leuten schlecht geht, aber das mit den Suppen, nahm ich nicht als gutes Zeichen, und von da an hat es mir niemals gefallen, sondern dass ich sie für eine Hexe hielt.

[...]

Montserrat Macià, Frau von Jaume Macià, Bauer von Sant Feliu de Llobregat. Genannter Zeuge, und er schwört auf Gott, Unseren Herrn, und die vier Heiligen Evangelien.

Und befragt über das was die Kurie bittet, sagt er. Herr Prokurator, dass, was ich weiß, über das, was ihr mir sagt, ist dass ich ein Mädchen mit ungefähr 16 oder 17 Monaten hatte, das schon ging, und immer rief sie die Frau Blanca und nahm sie, und jeden Tag kam sie drei oder vier Mal und blieb fast den halben Tag. Und eines Samstags, als es dem Mädchen sehr gut ging, aß es einen heißen Teller Suppe und nachdem sie es ihr gegeben hatte, wechselte ich ihr nach einer Stunde die Windeln und legte sie in ihr Bett schlafen, sie war sehr gesund und es ging ihr gut. Und als es Mitternacht wurde, ich dachte es könnte zwischen zwölf und ein Uhr sein, wachte das Mädchen mit einem Schrei und Weinen, und mein Mann schrie: "Hausherrin, wache auf!". Wie er sagte, konnte er mich nicht aufwecken. Und als ich aufwachte fand ich sie ganz zerrissen und zerquetscht, es kam mir vor, als wäre der Rücken kaputt, und ich sagte ihm: "Nein!". Und ich erhob mich so, wie ich konnte, und nahm das Mädchen um ihr die Brust zu geben, weil sie noch immer gestillt wurde, aber das Mädchen konnte an der Brust nicht saugen, sondern schrie und schrie. Und gegen Morgengrauen schlief sie ein, und ich stand auf, ging nach unten und öffnete die Tür, und als sie offen war, wachte das Mädchen auf und ich nahm sie und legte sie in die Wiege um sie zu wechseln. Dann kam Blanca um Feuer zu suchen, und sie sagte mir, als sie eintrat: "Was macht euer Mädchen, wie geht es ihr?" Und ich sagte ihr, was ich mache, sehr erschrocken, als sie diese Worte sagte, als zu jenen Stunden niemand aus dem Haus gegangen war. Und dann trat sie ein, um Feuer zu suchen und war eine Weile da, bevor sie ging. Und ich stand aus dem Fenster schauend, ich wollte sehen, was sie machte, und so sah ich sie, dass sie den Kopf über das Feuer gebeugt hatte, mit ihrem Stock die Kohlenglut bewegte, und dann ging sie und sagte: "Auf Wiedersehen" Und ich sagte ihr "Geht zu guter Stunde". Und von da an ist sie nie mehr in mein Haus eingetreten, und wagte es nicht mit meinem Mädchen zu sprechen, deren Krankheit zwölf oder dreizehn Tage dauerte, mit Atemnot, die ganze Nachbarschaft kam in mein Haus um das Mädchen zu sehen, und sie wagte es nie einzutreten, sondern eines Sonntags als es wieder Atemnot hatte, kam die Einwohnerschaft in mein Haus, und die genannte Blanca saß vor dem Haus, im Haus des Ziegelbrenners, sie schloß sich in sein Haus ein, was mich sehr überraschte, denn nachdem sie solche Freundinnen waren, sprach sie nicht und kam nicht um das Mädchen zu sehen. Und bevor das Mädchen starb, fanden wir es überall blau. Und dann in jener Nacht mußte sie schreien, und es kam Blut aus dem Mund und anderen Teilen. Und als mein Mädchen gestorben war, hatten wir zwei auf der Straße Streitigkeiten, und sie sagte mir: "Du sagst ich hätte dir das Mädchen getötet". Und ich sagte ihr: "Du weißt es schon." Und sie sagte mir einige Schimpfwörter. Und ich sagte ihr: "Warum kommst du jetzt nicht in unser Haus, wo du schon vorher es fast nicht verlassen hattest". Und sie antwortete "Weil ich es jetzt nicht brauche".

[...]

Beatriu Castellví, Frau des Pere Castellvì, Bauer von Sant Feliu de Llobregat. Genannte Zeugin und schwört auf Gott, Unseren Herr.

Und befragt über den ersten Artikel der Verteidigung der genannten Blanca, sagt sie Dass sie, die Zeugin, sie für eine gute Frau hält, und für eine gute Christin, die sie kennt, und dass sie oft auf ihre Kinder aufgepaßt hat, von denen sie viele hat, aber sie hat von keinem Übel gewußt, das ihr zugeschrieben wird.

Über den zweiten, sagt sie, dass sie es so wie es der Artikel erzählt, für richtig hält, obwohl es gewiß ist, dass sie gesehen hat, dass sich einige über sie beschweren, hält sie sie trotzdem für eine gute Frau.

[...]

Transkription

Sobre de tenir parer que na Blancha Bardiera, francesa, habitant de Sanct Feliu de Llobregat, és bruxa.

[...]

Bertranda de Caubos, francigena, nunc vero habitatrix in villa Sancti Felicis de Lupricato. Testis citata et que juravit ad Dominum Deum et eius sancta quator Evangelia, etcetera.

Et, interrogata super curie prenentis, dixit:

Honorable balle, lo que jo sé sobre lo que.m interrogau és que, mestre Germà Oriol, de aquesta vila, me llogà a mi un dia y a na Blancha per a xercholar un camp de blat. Lo matí que havíem de anar a exercholar lo dit camp, anaremnos- ne la dita Blancha y jo y, anant pel camí, jo anant devant, tinch presumció que ella dita Blancha, ab sa art diabòlica, me posà alguna cosa en mon cos, perquè ab un prompte me trobí que tot lo cos me feia grandíssim mal, specialment lo cor, que.m paraxia que estava emmatzinada, com abans estigués molt bona. Y de tot aquell dia jo no poguí trebellar, ni de quatre mesos y mig aprés, ni podia ninguna cosa menyar. Fins a tant que la dita Blancha un dia me cridà de la sua porta, y.m digué: “Madó Bartrana veniu assí”. Y jo hi aní, y con fuy ab ella, ella me digué si estava gorida, y jo li diguí que no. Y ella me digué si j’avia dinat, y jo li diguí que no, que no podia menyar. Y les hores ella se’n entrà dins sa casa y sercà una scudellera, y.m va portar ab dita scudellera duas miquetas, que no tenian cara de soppas de pa, ni sabia jo mateixa què podia ésser. Y ella me digué que menyàs allò, y jo li diguí que no les volia, que no les podia menyar. Y ella me digué que bé les podia menyar, que eran molt bonas. Y jo, tenint por que no.m matassem no gosava menyar-les, y ella sempre replicava que fiàs d’ella, que si les menyava aquí mateix seria gorida. Y jo estiguí un poch dubtant si les menyaria, y pensí, no puch morí sinó una volta, y si.m mata –pensí- que no.m mataria molt promptament, que tindria temps de confessar, y que també diria que ella me havia emmatzinada. Y aprés, ab lo un cap del dit, que no.y gosava tollar sinó ab lo cap del dit, prenguí de allò que tenia en l’escudella, que no.y havia brou, sinó que estava spesset. Y jo, ab quatre o sinch dittades aguí acabat, y aquí mateix me haguí acabat, y.m paragué que tenia sabor de herbes bonas, specialment de ferigola. Y aquí mateix que haguí acabat me trobí bona, qu.m paregué que mon mal no era estat res. Y jo les hores pensí y creguí que ella no.u feia sinó diabòlicament, per lo que me havia fet venir lo mal encontinent y ab un emprompte, y ab aquelles miguetas ab un prompte me passà. Y més mal senyal me ha apparagut lo de las michas que l’altre, perquè jo de l’altre també moltes voltes pensava que venia mal promptament a la gent, però de les miquetas no.u tinguí a bon senyal, y de les hores ensà may m’a agradada, antes l’e tinguda per bruxa.

[...]

Montserrata Maciana, uxor Jacobi Macia, agricola ville Sancti Felicis de Lubricato. Testis citata, et que juravit ad Dominum Deum et eius sancti quator Evangelia.

Et interrogata super curie prenentis, dixit. Senyor procurador, lo que jo sé sobre lo que.m diueu és que jo tenia una xicha de setse o deset mesos, poch més o manco, la qual caminava ja, y sempre madó Blancha la cridava y la prenia, y cada cada dia venia en casa tres, quatre vegades, que quasi mig dia s.i estave. Y un dissapte, estant la xicha molt bona, menyant-se un plat de sopas escaldadas, després li haguí dades les sopas, al cap de una hora la bolquí i la posí en lo llit, estant molt bona y sana. Y com vingué a la mija nit, o entre les dotse y una, que penso podia ésser, se despertà la dita xicha ab grandíssim crit y plor, y cridant-me mon marit: “Mestressa, despertau-vos!”. Segons ell me digué, may me podia despertar. Y com fuy despertada me trobí tota cruxida i magollada, que.m parexia estava trencada per la squena, Y li diguí: “No”. Y així me alsí com puguí, y prenguí la xicha per donar-li la mamella, perquè encara mamava, y la xicha may pogué prendre la mamella, sinó sempre gisclava y cridava. Y envés la matinada la xicha se adormí, y jo.m vaig llevar, y devallí baix y obrí la porta, y en havent ubert la porta se despertà la xicha y jo la prenguí y assegui’m de sobre lo brassol per mudar-la. Y aquí mateix vingué dita Blancha a cercar foch, y.m digué en entrant: ¿”Què fa la vostra minyona, com se troba?”. Y jo li diguí què faria, estant jo molt espantada, com deia aquellas paraulas, no havent axit en aquellas horas ningú de casa. Y les hores ella se’n entrà a sercar foch, y estigué una gran estona antes no.n isqué. Y estant ella [guaitant] per una finestra, volguí vèurer què feia, y així la viu, que estava arropida entorn del foch, remanant les brases ab un bastó d’ella, y després se’n anà dient: “Adéu siau!”. Y jo li diguí: “Anau en bona hora”. Y de les hores ensà may pus és entrada en ma casa, ni may pus gosà parlar ab la mia xicha, antes per dotse o tretse dies li durà la malaltia, venint-li baschas, tot lo veÿnat venia en ma casa per vèurer dita xicha, y ella may no gosà entrà; antes un diumenge que li vingué una bascha, que tota la gent del veÿnat vingué en ma casa, ella dita Blancha, estant asseguda devant ma casa, en casa del rajoler, se tancà dins sa casa, del que.m meravellí molt que, abans fahent-se ella tant amiga mia, no parlàs més ni vingués a veure la dita xicha. Y abans dita xicha no morís li trobarem totes les locades blaves. Y encontinent en aquell vespre li vingueren los giscles, se soltava en sanch per bocha y altres parts. Y com la mia xicha fou morta, haguerem raons al carrer les dues, dient-me ella: “Vós dieu que jo us he morta la minyona”. Y jo li diguí: “Vós vos ho sabeu”. Y ella me digué algunas malas paraulas. Y jo li diguí: “Per què ara no veniu a casa?, que abans no.y ne axieu”. Y ella respongué: “Perquè no.y he mester hara!”.

[...]

Beatrix Castellvi, muller que est de Petri Castellvi, agricola Sancti Felicis de Lupricato. Testes citata et que juravit ad Dominum Deu.

Et interrogata super primo articulo ex articulus deffensionum, dicte Blanca dixit que ella, testimoni, la té per dona de bé y per bona chrestiana, del que ella la coneix, y que li ha moltes vegades presas ses criatures, que.n té moltes, però que may ha conegut ningun mal del que li aproposen en ella.

Super secundu, dixit que ella la té com narra dit article, encara que cert n’a vist quexar alguns d’ella, totavia ella la té per dona de bé.

[...]

Themen: Wissen und Macht

Autorinnen

Isabel Pérez Molina
Isabel Pérez Molina

Isabel Pérez Molina wurde in Barcelona geboren. Sie hat ihr Staatsexamen in Zeitgeschichte an der Universität Barcelona abgelegt. Postgraduate in der Frauengeschichte. Doktorin in Neuzeitlicher Geschichte der Universität Barcelona. Sie war führende Sekretärin des Frauenforschungszentrum (Centro de Investigación en Estudios de las Mujeres) "Duoda" der Universität von Barcelona zwischen 1991 und 1994. Von 1996 bis 2000 war sie ordentliche Professorin der Hispanischen Studien in der "University of Technology, Sydney, UTS" in Sydey, Australien. Ihre Doktorarbeit wurde 1997 von dem Verlag der Universität von Granada, in der Reihe "Feminae" mit dem Titel "Las mujeres ante la ley en la Cataluña moderna" (Die Frauen vor dem Gesetz im neuzeitlichen Katalonien) publiziert. Eine neuere und aktualisierte Ausgabe wurde 2001 auf Englisch publiziert: "Honour and Disgrace: Women and Law in Early Modern Catalonia" (Florida, Dissertation.com, 2001). Zusätzlich zu den Publikationen mehrerer ditaktischer Artikel und Bücher, koordinierte sie die Publikation des Buches "Las mujeres en el Antiguo Régimen: Imagen y realidad" (Die Frauen unter der alten Herrschaft: Bild und Realität) (Barcelona, Icaria, 1994) und war an dessen Herausgabe beteiligt. Sie hat eine Tochter, die in Australien 1998 geboren wurde.

Einleitung

Während des Mittelalters bevor die Zünfte, die städtischen Regierungen und die Universitäten institutionalisiert wurden, nahmen die Frauen auf allen Gebieten Plätze ein, sie waren Bäuerinnen, Lehrerinnen verschiedener Gebiete, Bewohnerinnen, Äbtissen, Schriftstellerinnnen und sie widmeten sich verschiedener Bereiche des menschlichen Wissen, unter welchen sich auch jene befanden, die als " Wissenschaft " bezeichnet werden. Eine Wissenschaft, die in dieser Epoche für die Frauen vor allem den Bereich der Medizin umfaßte. Die Frauen überschritten die Grenzen, die ihnen in den herrschenden Geschlechtermodellen auferlegt wurden, und sie wurden zu einem Problem für die feudale und patriarchale männliche Elite.

Als Reaktion wurde im 13. und 14. Jahrhundert unter den Priestern und Gelehrten, privilegierte Männer, eine misogyne Meinung angenommen, die von den Frauen wie Christine de Pizan mit der sogenannten "Querelle der Frauen" beantwortet wurde.

Während der Renaissance verstärkt sich diese misogyne Strömung, und es fand eine Periode des Rückschritts für die Frauen auf allen Gebieten statt. Es ist auch dann, als sich der Kampf um die männliche Kontrolle des Wissens, der Wissenschaft verschlimmert und dann die Hexenjagd beginnt.

Wir sind alle Hexen. Das soziale Spektrum der Hexen

Jede Frau, die auf irgendeine Art unabhängig war, war gefährdet als Hexe gesehen zu werden. Die Inquisitoren glaubten, dass die Frauen, welche außerhalb der männlichen Kontrolle blieben, am Rande ihres Schutzes mittels der Familie, oder sie sich außerhalb oder an den Rändern der vorgeschriebenen weiblichen Rollen hielten, sie waren störende Elemente für die etablierte soziale Ordnung. Alleinstehende Frauen, ledig oder verwitwet, arme, alte, fremde, melancholische, heilende, das Spektrum war weitreichend.

Die Frauen ohne Männer, ledig oder verwitwet, älter als 40 Jahre, konnten leicht als Hexen betrachtet werden, aber viele waren auch verheiratet, jung... Die Fremden konnten auch ein leichtes Objekt sein, schon aus dem Grund eine Frau zu sein und kürzlich angekommen zu sein. So waren sie Objekte des Mißtrauens. Viele Hexen waren Frauen, die unabhängig handelten, die bereit waren zu erwidern und sich zu verteidigen. In England wurden die Frauen, welche schwimmen konnten, für Hexen gehalten, denn wenn sie schon schwimmen konnten, war es aus dem Grund, weil das Wasser sie zurückwies.

Die Hexen waren in vielen Fällen Frauen aus der bäuerlichen oder armen Schicht. Das ist gewiß für die Mehrheit der Heilerinnen, obwohl es sie auch aus einer gesetzten sozialen Schicht gab. Die Heilerinnen der armen und bäuerlichen Schicht arbeiteten für die Gemeinschaft, für die populären Klassen. Im Allgemeinen waren es die einzigen, die den Armen zu Hilfe kamen.

Andererseits war ein anderer Sektor, der während der Hexenjagd unter der Verfolgung litt, jener der Hebammen. Viele der Hexerei angeklagten Frauen waren Hebammen. Das erklärt sich aus der Tatsache, dass während dem Mittelalter und der Neuzeit, die allgemeine Idee existierte, dass die Geburt magische Eigenschaften hätte und dass aus diesem Grund, die Hebammen, weil sie das Geheimnis der Geburt kennen, spezielle Kräfte hätten. Die Institutionalisierung der Medizin an den Universitäten setzte voraus, dass die Geburtshilfe als einziges Gebiet in der Medizin angewandt werden durfte. Die Gesundheit blieb für die Frauen reserviert, bis sie ihnen auch im 19. Jahrhundert entrissen wurde. Die Frauen waren aus der medizinischen Praxis außer der erwähnten Ausnahme ausgeschlossen - bis die Figur der Krankenschwester zu Ende des 19. Jahrhundert erschien, besonders mit Florence Nightingale. Die Krankenschwester erschien an die Rolle der Pflegerin gebunden, den Ärzten untergeordnet.

In der Meinung von Mary Daly müssen in der Geschichte der Hexenjagd und Hexen auch die Reste der, was sie als "Alte Religion" bezeichnete, beachtet werden, die vorpatriarchal und vorchristlich war. In der eine Göttin angebetet wurde, und die von den Frauen aufrechterhalten wurde. Die Göttin ruft die weibliche Präsenz in der Gesellschaft hervor, die starke, unabhängige und weise Frau, die sie in der Hexenjagd zu zerstören versuchte, indem sie die Göttin töten und zerstückeln.

Die Heilerinnen: Überträgerinnen der populären Medizin

Eine wichtige Zahl der Frauen, die während der Jahrhunderte der Hexenjagd zu Tode verurteilt wurden, waren jene die in ihren Gemeinschaften Heilerinnen waren.

Seit Jahrhunderten waren die Frauen Heilerinnen, es existiert eine lange Genealogie von Heilerinnen. In Europa waren sie für die Gesundheit der Gemeinschaft bis die Hexenjagd anfing zuständig, weil sie Wissende, Übermittlerinnen und Revisorinnen einer alten Weisheit waren, die sich von den Müttern auf die Töchter überträgt. Tatsächlich werden sie von verschiedenen Forschern und Forscherinnen für die ersten Ärzte und Anatomen der westlichen Geschichte gehalten, weiters auch für die ersten Pharmakologen, mit ihren Kultivierungen und Sammlungen von medizinischen Pflanzen. Sie waren die Wissenden über die Geheimnisse der empirischen Medizin.

Aus diesem Grund waren sie in der Gemeinschaft als die "weisen Frauen" bekannt. Jedoch nannten sie die Institutionen, ihren Einfluss fürchtend "Pfuscherinnen", bevor sie Hexen genannt wurden.

Die Frauen wußten über die medizinischen Anwendungen von vielen Kräutern und Pflanzen. Das Wissen über viele dieser lernten sie von Generation zu Generation von früheren Zeiten an bis zur Institutionalisierung des Christentums. Gleichzeitig entdeckten sie neue Formeln und Anwendungen mittels Experimenten. Die Leute hielten dieses Wissen für eine gewisse Art von Magie, genauso wie es die Würdenträger der christlichen Kirche und die Regierenden der Staaten glaubten. Es schien, dass die Frauen ihre heilenden Praktiken mit alten heidnischen Riten, dem Christentum vorausgehend, vermischten. Diese magische Patina unterstützte das Wissen über die Pflanzen und die Ausarbeitung von Cremen und Salben, scheint von diesen alten religiösen Riten herzurühren. Das ist einer der Faktoren, der dazu beitrug anzunehmen, dass eine Existenz einer besonderen Beziehung zwischen diesen Frauen und dem Körper besteht, mit der Heilung von Körpern aber auch mit der Beziehung zwischen Körper und Geist. Die Praxis, das einige Hexen sich den Körper mit selbst ergestellten Salben einschmierten, ist dokumentiert.

Manchmal verbanden die Inquisitoren den Gebrauch von Salben mit der angenommenen Fähigkeit des Fliegens von Hexen, wie sich im Hexenprozeß von 1620 in Puigcerdà zeigt. Der Prozeß beschreibt eine Art des Hexensabbats, in der eine Frau eine andere genannt Jonga auffordert, sich auszuziehen und sich eine Salbe aufzutragen, und nachdem sie das gemacht hatte, verläßt diese das Haus durch den Schornstein fliegend.

Die heilenden Hexen benutzten Schmerzmittel, Beruhigungsmittel und Medikamente für die Verdauung, genauso wie Zubereitungen um die Schmerzen bei der Geburt zu verringern, trotz der gegensätzlichen Haltung der Kirche, für die aufgrund der Erbsünde der Frauen, sie unter Schmerzen gebären sollen. Sie benutzten Belladonna für die Krämpfe der Gebärmutter im Falle einer möglichen Fehlgeburt und einige Quellen schreiben einer englischen Hexe die Entdeckung des Fingerhuts zu, der jetzt zur Behandlung von Herzerkrankungen benützt wird. Diese weisen Frauen berieten die Frauen auch über empfängnisverhütende Methoden und führten Abtreibungen durch. Tatsächlich bestätigt Paracelsus, der "Vater der modernen Medizin", im 16. Jahrhundert, dass er alles, was er weiß, von Hexen gelernt hat. Mit der Hexenjagd ging ein Teil dieses Wissen verloren.

Andererseits deuten die Quellen, die bis jetzt erforscht wurden, darauf hin, dass sie Netzwerke errichteten und sich um das Wissen über medizinische Kräuter auszutauschen versammelten, gleichzeitig waren sie auch Vermittlerinnen für die Verbreitung von verschiedensten Nachrichten, und vermehrten so die Beziehungen zwischen den Frauen. Es ist möglich, dass diese Netzwerke mit den Bauernaufständen dieser Zeit zu tun hatten, indem sie ihre Verbreitung unterstützen.

Die Hexerei und die Professionalisierung der Medizin

Vom 12. Jahrhundert an kamen die Universitäten an die Kirche gebunden auf, was bedeutet, dass Disziplinen wie die Medizin und das Recht im Rahmen dieser Institution unterrichtet wurden, und so wurde ein Prozess der Institutionalisierung und Professionalisierung begonnen, der in Übereinstimmung mit Michel Foucault als höchstes Ziel die Legitimisierung der etablierten sozialen Ordnung von den Sektoren der Macht her hatte. Die Disziplinen entwickelten sich unter der Aufsicht der Kirche, innerhalb der vorgezeichneten Grenzen des christlichen Glaubens. Tatsächlich arbeiteten Juristen und Ärzte zusammen, und hatten ihre eigene Rolle in der Hexenjagd. Sie gaben ihr einen legalen Rahmen oder sie waren Berater in den Tribunalen.

Es wurde für all jene Medizin zu praktizieren verboten, die keinen Titel hatten, was bedeutete, dass den Frauen das Recht genommen wurde, die Medizin als Heilerin zu praktizieren, da sie keinen Zugang zu den Universitäten hatten. Die Frauen, die das ganze Leben und durch Generationen hindurch als Heilerin praktizierten, sahen dann, dass es ihnen verboten war, die Arbeit auszuüben. Jedoch damit das Verbot effektiver war, musste ihr Einfluß in der Gemeinschaft ausgelöscht werden, und somit der Respekt vernichtet werden, den sie vom Volk genossen. Es war wichtig, dass sie auch mit der Konkurrenz dieser Frauen aufhörten, welche die Fähigkeit der Professionellen, die an der Universität graduierten, in Frage stellen könnten.

Die professionellen Männer, aus wohlhabenden Familien stammend, machten gegen die mögliche Konkurrenz der heilenden Frauen Druck und erhielten die Unterstützung der privilegierten Gesellschaftsschicht, die sich der Wichtigkeit über die Kontrolle der Quelle des Wissens bewußt wurden. Es war die Medizin eine der ersten Disziplinen, an denen die Kirche und der Staat ein besonderes Interesse hatten, um sie zu kontrollieren. Die institutionelle Organisation der Medizin war in diesem Prozess über die Kontrolle der Quelle des Wissens wichtig wegen des Prestiges und des Rufes, die sich mit sich brachte, aber vor allem weil es implizierte, die Entscheidungen über Leben und Tod, über den Wahnsinn oder nicht, etc. zu kontrollieren. Die Frauen waren natürlich aus diesem elitären Zirkel ausgeschlossen.

Die ersten heilenden Frauen, die angezeigt wurden, waren gebildete Frauen, die für Kunden derselben sozialen Schicht arbeiteten, das heißt für die privilegierten Klassen. Im 13. Jahrhundert beschuldigte die Universität von Paris Jacqueline Felicie die Medizin illegal zu praktizieren. Niemand zweifelte an ihrer Fähigkeit oder Professionalität, ganz im Gegenteil, es wurde gegen sie verwendet, weil sie es wagte andere als Frau zu heilen, die Kompetenz der Ärzte in Frage stellte und zeigte, dass sie in Fällen, welche die Ärzte niederlegten, heilen konnten.

Tatsächlich waren die Kenntnisse, welche die Ärzte in den Universitäten dieser Zeit lernten, sehr reduziert. Sie begrenzten sich auf die Werke Galens und den Körper der hippokratischen Medizin mit all den beigefügten Vorurteilen. Sie erhielten weder eine Art von praktischen Unterricht noch etwas, das die christliche Orthodoxie in Frage stellen konnte. In diesem Kontext war der Aderlass besonders für die Wunden eine allgemeine Praktik. Der Aberglaube war auch präsent in Form von religiösen Riten, Gebeten oder der Praxis von magischen Formeln, und weiters brauchten die Ärzte den Rat des Priesters und konnten jene nicht heilen, die keine Buße abgelegt haben.

Die Theorie nach der die Schaffung der Universitäten eine positive Entwicklung und Fortschritt mit sich brachten, weil der populäre Aberglauben durch die Wissenschaft ersetzt wurde, ist diskutierbar. Es wäre richtiger zu bestätigen, dass die neuen "Professionellen" mit Kraft ihre "Überlegenheit" gegen jene auferlegten, die sie störten und die sie herausfordern konnten. Für die Historikerinnen Pina Cavallo und Milagros Rivera existiert eine Verbindung zwischen den Veränderungen über die Kontrolle der Wissenschaft und den sozialen Beziehungen zwischen den Geschlechtern, gleichzeitig trafen diese Veränderungen mit der Verhärtung der Hexenverfolgung zusammen. Diese Verbindung materialisiert sich in der Trennung zwischen der natürlichen Magie (vorneuzeitliche Form der Wissenschaft) und der, die sich die Männer aneigneten, und der schwarzen Magie (im Untergrund und verfolgt) und womit das bezeichnete wurde, was die Frauen ausübten.

Einige Studien schlagen vor, dass die Kirche weiters andere Interessen hatten, um die Rolle der Heilerinnen einzuschränken. Zum Beispiel gab es Hexen-Heilerinnen, welche den Leuten riet, den Zuckerkonsum einzuschränken, da sie schon Krankheiten entdeckten, die mit besagtem Konsum verbunden sind. Ohne Zweifel kam der Kirche, welche Anteile an der Zuckerindustrie hatte, eher das Ansteigen des Konsums und nicht das Gegenteil gelegen.

Mit einem Mal waren die Professionellen wie Jacqueline kein Problem mehr, sie waren Frauen aus niederen Schichten. Diese waren die ersten Opfer der Hexenjagd.

Geschichte eines Gynocids

Um die Bedeutung der Hexenjagd zu verstehen, ist die Erklärung der Konkurrenz der Heilerinnen nicht genug, also die Professionalisierung oder die Institutionalisierung der Medizin und die Kontrolle der Wissenschaft von Seiten der etablierten Macht. Die Hexenjagd ist ein bewußter Akt des Gynocids seitens der Machtelite, die sich von einer erneuten Misogynie ernährte, die ab dem 14. Jahrhundert stärker wurde. Diese Misogynie wurde von der Kirche unter dem Einfluß der Texte von Thomas von Aquin ernährt, was sich in Frankreich im 15. Jahrhundert verwirklichte und sich in ganz Europa ausbreitete.

Wie bereits weiter oben erwähnt wurde, wurde diese erneute Misogynie von einem Rückschritt für die Frauen in all ihren Lebensaspekten zu den Anfängen der Neuzeit begleitet, welche mit der Renaissance zusammentraf. Die Chronologie der Hexenjagd trifft mit diesen Veränderungen zusammen. Theologen und Inquisitoren bestätigten: "Wo es viele Frauen gibt, gibt es viele Hexen".

Verschiedene Studien haben anerkannt, dass die Hexenjagd ein grundlegendes politisches Phänomen, mehr als religiöses oder einer anderen Art, war. Die Hexenjagd schien an einem Prozess der kulturellen Homogenisierung gebunden zu sein, der wiederum mit der Machtexpansion des Staates zu tun hatte. Es ist kein Zufall, dass der größte Teil der angezeigten und bestraften Personen Frauen waren. Die Hexenjagd war nicht nur einfach eine Explosion der kollektiven Hysterie, die einen Sündenbock in den Frauen suchte - obwohl natürlich auch die Machtinstanzen diesen Aspekt ausnützten, um die Unzufriedenheit der Leute von den sozialen Gründen abzulenken, die eine Revolte beginnen konnten, so wurden sie gleichzeitig störende Elemente los - sondern auch eine bewußte Verfolgung, die gegen die Frauen veranlaßt und gerichtet war, wegen ihrer Weisheit, wegen ihrer Unabhängigkeit oder einfach wegen ihrer Unangepasstheit innerhalb der Grenzen, die ihnen auferlegt wurden. Die Frauen stellten ihre Leben mit dem eigenen sozialen Körper in Frage, ein sozialer Körper, der in den Worten von Mary Daly, den mystischen Körper Christus repräsentierte, grundlegend privilegiert und patriarchal, in dem Moment, in dem sich die Kontrolle der "Weisheit" verstärkt, indem die Frau innerhalb der offiziellen Grenzen definiert wird.

Vom 14. bis 17. Jahrhundert fand die Hexenjagd statt. Von größter Intensität war sie während dem 16. Jahrhundert und vor allem der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts waren die Strafen für die Hexerei mild, bestanden allgemein nur aus Geldstrafen. Es fiel mit der Bulle des Papstes Innozens des VIII. zusammen und mit der Publikation des " Malleus Malleficarum " oder dem "Hexenhammer", der durch die deutschen, dominikanischen Inquisitoren Heinrich Kramer (oder Henri Institoris) und Jakob Sprenger geschrieben wurde, womit das Rad des Todes anfing. Das Aufkommen des Buchdrucks half auch der Verteilung dieses Handbuches der Inquisitoren.

Die Inquisitoren mit ihrer patriarchalen Sicht, konnten es nicht annehmen, dass die Frauen Weisheit oder Macht besäßen, weil sie meinten, dass die Macht der Frauen nicht ihre eigene war, sondern vom sexuellen Akt mit dem Teufel kam. Die sexuelle Perversion der Inquisitoren zeigt sich hinsichtlich der Prozesse, in denen sich ihre sexuellen Phantasien mit obszönen Details materialisierten, indem sie den sexuellen Akt der Hexe mit dem Teufel beschrieben. Wenn die Frauen auf eine vernünftige Art und Weise handelten, dann handelten sie als Werkzeuge des Teufels, da sie schon der Partei des Teufels angehörten. Das könnte einen Bezug zu den Netzwerken herstellen, die unter den Frauen existierten und die gebraucht wurden, damit sie die Namen ihrer Nachbarinnen, Freundinnen etc. verraten.

Die Hexerei war als ein "crimen exceptum" gesehen worden, das heißt ein besonderes kriminelles Vergehen, von den anderen verschieden. Im 16. Jahrhundert verschwand der Unterschied zwischen den guten Hexen (viele von ihnen Heilerinnen) und der bösen total. Die Inquisitoren bestätigten, dass die guten schlechter als die bösen waren. Zu dem trugen Persönlichkeiten wie Jean Bodin mit seiner Dämonologie bei, dass die Hexenjagd zu Ende des 16. Jahrhunderts wiederauflebte. Die Hexen hatten weniger Rechte als die anderen Angeklagten, und die Verfahren gingen immer mit Folterungen einher. Die Vermutung reichte für die Todesstrafe.

Von jeder Angeklagten verlangten die Inquisitoren einen anderen Namen, der eine Todes- und Barbareikette initiierte. Jede könnte denunzieren, und wurde einmal die erste Hexe denunziert, war die Kette begonnen. Weiters benützten in diesem "Delikt" die Inquisitoren Minderjährige, besonders Mädchen, die sie zwangen gegen ihre Mütter auszusagen. Es kam eine Zeit, am Anfang des 17. Jahrhunderts, wo die Beschuldigungen nicht mehr unter Kontrolle waren. Jede konnte beschuldigt werden, auch die Frauen von Offizieren oder Inquisitoren, sogar die Ankläger selbst. Die einzige Form, das zu verhindern, war für alle der Prozeß. So fingen dieselben Autoritäten, welche die Todeskette nährten, an die Anschuldigungen der Hexerei zu verleugnen oder in Verruf zu bringen.

Die Größe des Massakers ist schwer zu beziffern, aufgrund der Leere, die noch immer auf dieses Thema trotz der vielen existierenden Studien bezogen besteht, und aufgrund der Zurückhaltung einige von Frauen realisierte Studien zu akzeptieren, und aufgrund der Tendenz der männlichen Forscher die Frage zu umgehen, oder sie mit zuviel Vorsicht zu behandeln. Die konservativen Schätzungen schreiben von 200.000 während dieser Periode hingerichteter Personen. G. R. Quaife gibt eine Schätzung um eine Million Personen an, und Matilda Joslyn Gage gab schon 1893 eine Schätzung von 9 Millionen an, die auch von Mary Daly unterstützt wird. Die Prozentzahl der Frauen liegt um die 80 bis 100 Prozent vom Ort und Zeitpunkt abhängig.

Geographisch begann die Hexenjagd in den Bergen von Deutschland und Italien, und breitete sich schnell innerhalb und außerhalb dieser Länder nach Frankreich, England, den Norden Europas, und Spanien aus. In Deutschland, Frankreich und Belgien war die Verfolgung brutaler als in anderen Ländern. Obwohl es nicht schien, dass es viele Unterschiede zwischen den katholischen und protestantischen Ländern gegeben hätte, wird geschätzt, dass die Verfolgung in den protestantischen Ländern härter war. Zum Beispiel in Spanien konzentrierten sich die Inquisitoren mehr auf gewisse religiöse Irrlehren wie die "Iluminierten". Sie waren weniger geneigt an die Hexerei zu glauben, trotzdem sahen sich auch die spanischen Inquisitoren durch die Hexenjagd an ihrem Höhepunkt überschwemmt, zu Ende des 16. und zu den Anfängen des 17. Jahrhunderts.

So war in Spanien die Verfolgung weniger schlimm als in den anderen europäischen Ländern, weil die spanische Inquisition mit mehr Vorsicht in diesen Prozessen vorging. Jedoch während des Zeitraums des Höhepunkts der Hexenjagd erhöhte sich die Zahl der Hinrichtungen beträchtlich, obwohl sie nicht das Ausmaß anderer Länder erreichte. Im Gegenteil zum restlichen Europa, hielt die spanische Inquisition eine skeptischere Haltung hinsichtlich der Hexerei aufrecht. Es war wichtig, Beweise zu haben und das eigene Geständnis reichte nicht. Es reichte schon wie die Inquisition selbst meinte mit der Folter und oder der Angst vor ihr genauso wie mit den suggestiven Fragen; sie allein konnten dazu führen, etwas auszusagen, was niemals geschehen sei. Der Zeitraum für die Folter war auf eine Stunde limitiert, während sie in Deutschland von einem Tag und einer Nacht bis zu vier Tagen und vier Nächten andauern konnte.

Obwohl es in einigen Regionen anscheinend weniger Fälle der Hexerei gab als in anderen, konnten Hexen in allen möglichen Orten besonders in den ländlichen Zonen gefunden werden. Es schien als ob die höhere oder niedrigere Konzentration vom höheren oder niedrigerem Aufkommen von medizinischen Kräutern in dieser Zone abhing, und von dem Fortbestand oder nicht von religiösen Riten, die vor dem Christentum abgehalten wurden. Im Baskenland gab es mehr Verurteilungen. 1610 wurden die Hexen von Zugarramurdi verurteilt. Andere relevante Prozesse waren die von Toledo und Granada. 1655 wurden 40 Personen in Valencia hingerichtet, 31 davon waren Frauen. Galizien wurde auch als Hexenteritorium der "Meigas" gesehen. In Katalonien wurden zwischen 1616 und 1619 300 Frauen zum Galgen verurteilt. Innerhalb des katalanischen Gebiets waren einige Siedlungen durch die Existenz von Hexen bekannt: unter jenen waren Caldes de Montbui, Vallgorguina, Terrassa, Ullastret und Girona. Einige Überreste dauerten noch bis vor kurzer Zeit an, wie der Ortsname "Pla de les bruixes" (die Ebene der Hexen), oder der Palmbuschen der am Balkon jedes Jahr angebracht wird um böse Geister zu vertreiben.

Der Prozess von Blanca Bardiera

Der Prozess von Blanca Bardiera ist kein inquisitorischer Prozess sondern kam von der örtlichen Kurie. Im Falle Kataloniens scheint die Hexenverfolgung intensiver von Seiten der örtlichen Autoritäten als von der Inquisition betrieben worden sein. Andererseits nahmen die örtlichen Kurien Beweise, die generell im Recht unannehmbar sind, leichter an, obwohl wir auch gesehen haben, dass das auch in den Prozessen der Hexerei allgemein so war.

Blanca Bardiera war eine arme Frau, die in verschiedenen Feldarbeiten beschäftigt war, in der Weinlese, jäte Unkraut, und manchmal war sie auch als Hauspersonal und in der Wäscherei beschäftigt. Ihr Alter schien unbestimmbar, obwohl die Lektüre des Textes anscheinend angibt, dass sie zwischen Mitte Dreißig und Anfang Vierzig war. Sie ist verheiratet, aber ihr Mann blieb während des ganzen Prozesses abwesend, erschien nur als Bürge als sie unter Kaution frei kam. Blanca stellte sich der Gerichtsverhandlung alleine, ohne der anzunehmenden Unterstützung und Schutzes der Ehe. Andererseits ist sie eine Fremde, Französin, die nach Sant Feliu de Llobregar emigrierte, mit den französischen Immigrationswellen während des 16. und 17. Jahrhunderts nach Katalonien kommend, mit all den zugehörigen Problemen der Integration und Xenophobie der migratorischen Bewegungen der Armen.

Obwohl Blanca während dem Prozeß die Beschuldigungen verneint, erschienen die Aussagen der Zeugen offensichtlich, dass sie einige heilende Rezepte kannte, von denen sie nicht ableiteten, dass sie eine Heilerin war. Wir wissen auch nicht, ob sie es auch in Frankreich war. Es wird ihr die Heilung eines Zeugen zugeschrieben dank einer Thymiansuppe, die sie ihm zubereitete. Viele Frauen kannten Hausmitteln, die Teil des populären Wissens waren, weitergegeben durch Heilerinnen, von den Müttern zu den Töchtern übertragen und unter den Nachbarinnen und Verwandten.

Blanca war auch eine Frau, die bezeugte, dass die Streitereien mit einer Nachbarin Maciana bekannt waren, die sie beschuldigte, den Tod ihrer Tochter mit 16 oder 17 Monaten verursacht zu haben.

Der Prozess begann am 27. November mit der Befragung von 10 Zeugen. Am folgenden Tag wurde Blanca in das Gefängnis gesperrt, ihre Aussage wurde am 5. Dezember gemacht, in der sie alle Beschuldigungen verneinte. Der Staatsanwalt bittet, dass zur Anwendung der Folter zugestimmt wird, die autorisiert wird, es aber nie zur Anwendung kam, weil es anscheinend der örtlichen Autorität in diesem Fall nicht als wichtig erschien. Hier hatte Blanca Glück, weil die Hexenprozesse normalerweise von Folterungen begleitet wurden. Auch war positiv, dass sie vier Zeugen hatte, die zu ihrer Gunst aussagten. Die 16 Zeugen der Anklage klagten sie an, die Tode an Babys provoziert zu haben, den Tod oder die Krankheit anderer Personen vorhergesehen und/oder verursacht zu haben, Arzneien hergestellt zu haben oder mit Thymiansuppe geheilt zu haben. Die Lektüre des Prozesses zeigt die hohe Kindersterblichkeit der Epoche und dass sich hinter dem Tod von einigen dieser Babys nicht nur Krankheiten fanden, sondern auch Fahrlässigkeit oder Mißhandlungen, welche leicht jemanden außerhalb der Familie zugeschoben werden konnten. Die Zeugen der Verteidigung bekundigten die Güte der Angeklagten gegenüber den anderen. Insgesamt wurden 12 Frauen befragt und vier Männer von seiten der Anklage und drei Frauen und ein Mann von Seiten der Verteidigung. Acht Zeugen der Anklage und einer der Verteidigung waren Franzosen.

Zu Ende des Prozesses wird Blanca unter Kaution freigelassen. Wahrscheinlicherweise flüchtete sie von Sant Feliu um sich in einem anderen Ort niederzulassen, wo niemand sie kannte. Sicherlich haben viele Hexen auf dieselbe Art und Weise gehandelt. Wenn sie die Möglichkeit sich zu integrieren hatten und die Gerüchte über den vergangenen Prozeß gelangten nicht bis dorthin, so überlebten sie vielleicht ohne große Probleme.

Didaktische Anweisungen

1. Betrachte die Balkengraphiken über die Hexenprozesse im Tribunal der Inquisition von Barcelona während dem 17. Jahrhundert, Männer und Frauen mit dem Alter vergleichend. Was für Geschlechterunterschiede lassen sich ableiten?

2. Von der linearen Graphik über die Entwicklung der Hexenprozesse im Tribunal der Inquisition von Barcelona im 17. Jahrhundert und vom Text ausgehend erkläre die Geschichte der Hexenprozesse und des Gynocids, der mit ihnen einherging.

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Ammerkungen

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